GENERAL:

·        Grammar and expression are mostly, but not always corrected. If it was not clear what the writer wanted to say/express word order and syntax is kept as it originally was.

·        Names of people differ in the spelling used by the writer(-s) and could thus be actually spelled differently.

KEY:

(grey) personal/explaining comments (I. Bednarz)

(?)       – not sure about transcription, translation or meaning

[…]      – unreadable word

[---]     – unreadable or cut passage

 

G18-19:                                                                                                                                           

Liebe Mutter,

wenn euch mein Schreiben antrifft bei guter Gesundheit, so soll es mich freuen. Wir sind Gott sei Dank bis jetzt noch alle gesund. Ich habe von meinem Schwager Leonhard Emig einen Brief erhalten und gesehen, dass es euch schlecht geht und dass niemand nach euch sieht. Das hat mich sehr ergriffen. Ist das jetzt der Dank, dass ich und ihr die Sache erhalten haben ohne Vater und kleine Kinder und ich als ältester Sohn. Ich hab von draußen noch nicht ein Wort erhalten. Wie mir es geht oder um mich steht. Das ist jetzt auch mein Dank. Ich habe die letzten Tage noch für alles gesorgt und ihre Sache in Ordnung gebracht und habe nur das Haus so teuer anschlagen wollen, aber das hat mich dazu gebracht euch zu verlassen. Das hat mir sehr leidgetan. Ich hatte 2 Jahre das Heimweh. Das habt ihr wohl gefühlt und gesehen und ich war immer persönlich bei ihrem Geist (?). Ihr werdet wohl alle meinen Schaden gesehen haben. Ich hab immer keine Ruhe. Ich bin in der Welt herumgereist wie der verlorene Sohn. Mein Schwager hat mir es auch so schlecht gemacht. Ich hatte keinen Menschen. Ich sehe ein wie es bei euch ist jetzt, dass sich niemand bekümmert. Jetzt will ich euch einen Rat geben, wenn es sein kann wegen eurem Alter mir zu leben und zu sterben. Wenn euch recht ist und macht‘s wie es am besten passt, das Geld ist euers. Es hat euch niemand zu befehlen. So kommt zu mir, da sollt ihr ein paar Tage noch mit Freude zubringen. Liebe Mutter, der Krieg braucht nicht zu scheuen, der ist weit entfernt von uns und in der Stadt wo wir wohnen das ist eine […].

Der Pflaumheimer Höfling ist wieder zu uns gekommen und hatte keinen Brief und auch nichts an die Kinder. [---] Die Kinder hätten sich so sehr gefreut, wenn ihr nur eine Kleinigkeit gegeben hättet und dass sie doch auch ein Andenken von einer Großmutter hätten. Ich hätte mich selbst gefreut, wenn ich solches gesehen hätte und wo ich doch so viel getan habe, wo ich es doch wert bin als ältester Sohn. Ihr hättet es den zwei Schaafheimer […] geben können wie sie hinaus sind nach Deutschland und bei mit ihnen gekommen bis aufs Schiff und hat ihnen alles anbefohlen. (?) Liebe Mutter, es geht mir ziemlich gut. Es fehlt uns nichts, wir leben einig und zufrieden und sind alle gesund, aber nach großem Reichtum strebe ich nicht. Ich kenne Leute, die weit im Land sind, die halten großes Landgut für wahres. Sie haben es durch […] alles [---].

Es ist ein trauriger Krieg wie ihr wohl gehört habt, aber die Schlachten gehen weiter. Besser war es früher. Der Krieg hat noch kein Ende. Es ist wie die Bibel schon lange prophezeit hat. Der Krieg ist […] Betrug […] der Großen. Nichts als Geld mehr zu verwerten. Liebe Mutter, lasst euch einen Brief immer von meinem Schwager Ludwig Hitschler schreiben und keinem anderen anvertrauen wie die Welt ist. Lasst gleich schreiben zu so geschwind es sein kann und wenn ihr nicht zu mir wollt und bleiben, so gebt meinem Schwager alles an, was ich erhalte und was ihr noch an Briefen haltet bei letzten […] und sorgt, dass ich meine Sachen alles noch bekomme. Ihr wisst, dass ich als ältester Sohn zu kurz gekommen bin und wie ich in der Klemme war. Das […] haben sie mir hoch […]. Das [---] zum Scheitern gebracht. Das war schlimm für euch und für [---]

__________________________________________________________________

English translation G18-19:

Dear mother,

if my letter reaches you in good health, I will be happy. As war as we are concerned we are still well, thank God. I received a letter from my brother-in-law Leonhard Emig and I saw that you aren’t well and that no one looks after you. That really hurt me. Is this the acknowledgement for you and me keeping things going without a father and with small children and me as the oldest son. I haven’t heard a word from outside, how I am or how things are with me. I have been caring for everything the last days and clarified you issues and I wanted to […] you house, but all of this made me leave. I was very sorry to do so. I was homesick for 2 years. I imagine you felt it and saw it and I have always been with you in my mind. You all must have seen my damage. I never have any peace. I was travelling the world like the lost son. My brother-in-law made it bad for me, too. I had no human being. I now see how it is with you that no one cares for you. I want to give you an advice because of your age to come live and die with me if it is possible. If you like to and do whatever you would like to do. The money is yours. No one can tell you what to do. Come live with me, you shall spend some joyful days. Dear mother, war shouldn’t hold you back, it is far from us and in our city there is a […].

Höfling from Pflaumheim came to us again and had no letter and nothing for the children. [---] The children would have been so happy to receive only a small thing so they would have a keepsake of the grandmother. I would have been happy, too to see something like that for I am worth it as the oldest son. [---]

Dear mother, I am quite well. We don’t go short and live in agreement and satisfaction and are all healthy but I don’t strive for great wealth. I know people deep in the countryside who only care for having great property. Through […] they […] it all.

There is sad war as you probably have heard but the battles continue. Times were better before. War hasn’t ended. It is just as the bible predicted. War is […] of the great. Nothing but money to get. Dear mother, let my brother-in-law Ludwig Hitschler write a letter from you only and don’t trust anybody else, as the world is now. Let him write as soon as possible and if you don’t want to come here, give my brother-in-law everything what I am about to receive and all letters you still hold and take care that I will receive all of my things. You know that I went short as the oldest son and in what trouble I was. [---] That was terrible for you and for [---]