GENERAL:
·
Grammar and expression are
mostly, but not always corrected. If it was not clear what the writer wanted to
say/express word order and syntax is kept as it originally was.
·
Names of people differ in the
spelling used by the writer(-s) and could thus be actually spelled differently.
KEY:
(grey) –
personal/explaining comments (I. Bednarz)
(?) – not sure about
transcription, translation or meaning
[…] – unreadable word
[---] – unreadable or cut
passage
G41-43:
Schaafheim,
den 6ten März 1863
Lieber
Schwager und Gevattermann und Schwester,
wenn
euch mein Schreiben antrifft wie es uns verlässt, dann soll es uns herzlich
freuen. Auf dein vom 2ten März erhaltenes Schreiben erwidrige ich
dir, obwohl ich schon am 18ten Februar einen Brief fortgeschickt
habe, will ich euch doch nicht lange warten lassen und diesen Brief gleich
beantworten. Ich habe von Ferne gesehen, dass sich unsere Freundschaft noch mehr
miteinander verbunden hat seitdem du mich zu deinem Gevattermann gebeten hast,
welches mich und meine Frau sehr gefreut hat. In so weiter Welt einen Pater zu
bekommen.
Lieber
Gevattermann und Schwager und Schwester, deine Mutter ist wohl noch gesund und
richtig, aber sie ist eine Frau von 72 Jahren, da denkt sie doch sie würde ihr
Haupt bald ewigen. Sie hat auch bis daher keine Not gehabt und ihre Hausleute
lobt sie ganz überaus, dass sie so gut für sie seien, deine Mutter kann sich
den Weg nach Amerika nicht unternehmen, weil sie das Fahren nicht vertragen
kann. Sei deswegen unbekümmert. Sie hat bis daher noch keine Not gehabt. Das
Geld auf der Sparkasse steht noch und deine Kuratoren Heinrich Winter und Peter
Trippel, die sind noch bei guter Gesundheit, aber Heinrich Sehnert ist
gestorben. Die zwei Mann werden dir deine Sachen ganz genau besorgen.
Kiefermeister
haben wir gegenwärtig zwei, Heinrich Bilich und Peter Geißler und noch zwei
haben wir nächstens zu erwarten und das ist dem Kiefermeister sein Sohn und Philipp
Lück sein Sohn. Heinrich Bilich ist nicht gestorben. Deine Schwester, die Anna
Margaretha, die auch in Kleinumstadt verheiratet war ist gestorben und dein
Bruder in Frankfurt ist auch gestorben. Dass deine Schwester Dorothea auch
gestorben ist, das wissen wir, denn dein Schwager Leonhard Emig hat einen Brief
an deine Mutter geschrieben. Christoph Diehl und seine Frau und Kinder sind
noch alle gesund.
Lieber
Schwager und Schwester, deine Mutter hätte dem Höfling von Pflaumheim recht
gerne etwas mitgegeben, was für deine Kinder, aber er hat sich manchmal so böser
Ausdrücke bedient, dass man ihm nichts anvertrauen hat können.
Lieber
Schwager und Schwester, bei uns ist auch alles sehr teuer. Die Häuser sind sehr
rar und teuer. Mein Haus kostet 950 Gulden im Ankauf. Ich habe aber die Scheuer
renovieren müssen, das hat auch noch 150 Gulden gekostet. Zinshäuser sind fast
gar keine zu kriegen und wenn eins da ist wo man Stallung und Scheuer dazu
zinsen will, kostet es 40 Gulden. Vor zwei Jahren ist der Heiratsgeist an den
Mädchen ausgebrochen wo viele Mädchen sich außerhalb verheiratet haben. Jetzt
ist er auch in den Burschen ausgebrochen. Wer keinen Hofrat in Schaafheim hat,
kann nicht heiraten, denn er kriegt kein Mädchen. Jetzt heiraten viele Burschen
in Odenwald, weil die Äcker bei uns sehr teuer sind. Für 4 Mengen Acker kann
einer 3000 Gulden lösen und da können sie im Odenwald gute Heirat machen. Das
Pachtgut ist auch unerhört teuer. Ein [...] kostet 40 bis 42 (?). Das Paar
Milchferkel (Spanferkel) kostet 9 bis 10 Gulden. Für eine trächtige Kuh kann
man 125 Gulden lösen, für ein fettes Schwein kann man in der Stadt 18 Kreuzer fürs
Pfund lösen. Ein Kalb das braucht es noch nicht schwer zu sein lässt man 18
Gulden. Der Weizen per Malter 200 Pfund 16 bis 18 Gulden. Das Korn per Malter
180 Pfund 12 bis 14 Gulden. Gerste per Malter 160 Pfund 7 bis 8 Gulden.
Kartoffeln per Malter 200 Pfund 3,30 und 4 Gulden [...].
Lieber
Schwager und Schwester, auch will ich euch noch eines schreiben, dass sich in
unserem Schaafheim viel verändert hat, das Pflaster ist ganz nun herum gepflastert
worden mit lauter blauen Steinen nur dem [...] welche alle viereckig behauen
sind. Das Hüttenhaus (?) am Obertor ist weg gewesen und die Straße noch einmal so breit wie sie war zum
Obertor herein. Auch haben viele Leute neue Häuser gebaut. Dein Nachbar Georg
Roth hat sich ein Haus vorne an die Straße gebaut, hat sich von dem Jud [...]
gekauft. Viele haben sich andere Häuser gekauft. Der Färber Arnold hat sich dem
Heinrich Lange sein Haus gekauft, der Heinrich Lange ist nach Amerika gereist.
Der Heinrich Lange hat aber einen großen Laden an sein Haus gebaut gehabt, der
Färber ist jetzt Kaufmann und Färber der Kiefer Peter Geißler hat dem Philipp
Perschbacher sein Haus gekauft und Philipp Perschbacher hat dem Peter Schäfer
sein Haus gekauft. Das ist das Haus neben dem Bürgermeister Arnold. Der Peter
Schäfer ist verdorben, dann gestorben. Mit Eisenbahn sind wir auch ganz
durchkreuzt. Es geht eine Bahn von Aschaffenburg über Babenhausen und Dieburg
und Darmstadt und von Aschaffenburg nach Hanau und Frankfurt, von Frankfurt
nach Darmstadt. Jetzt wird eine gebaut aus dem Odenwald über Umstadt und
Langstadt und Babenhausen und Seligenstadt und Offenbach von da nach Frankfurt.
Weiter
weiß ich nichts zu schreiben, doch will ich noch bemerken, wenn im Fall mein
Brief nicht angekommen ist, den ich den 18ten Februar geschrieben
habe, dass sich der Anna ihre Schwester Katharina verheiratet hat mit dem
Walter Diehl ein Sohn von Peter Diehls. Er war aber ein Witwer. Sie hat es aber
recht gut.
Viele
tausend Grüße von uns allen an euch und eure Kinder, der Katharina ihre Schwester,
die Anna soll auch vieltausend Mal gegrüßt sein.
Der
kleine Peter soll recht gesund bleiben und uns vieltausend Mal gegrüßt sein.
Ich
verbleibe euer treuer Gevattermann, Schwager und Bruder
Ludwig
Hitschler
Schaafheim
1863
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English
translation G41-43:
Schaafheim, March, 6 1863
Dear
brother-in-law and godfather and sister,
If my
letter reaches you the way it leaves us, we will be heartily glad. I respond to
your letter that I received March 2nd, even if I sent a letter
February 18th, I don’t want to make you wait and respond do your
letter now. I have realized through distance that our friendship grew stronger
since you asked me to be godfather which made me and my wife very happy, having
a godson in such a wide world.
Dear
godfather and brother-in-law and sister, you mother is well and good but she is
a woman aged 72 years, so she thinks she will pass away soon. Also, she wasn’t
in need so far and she speaks very well of her house people, they would be very
good for her. Your mother can’t bear the way to America because she can’t
handle the trip. But don’t worry. She wasn’t in need so far. The money at the Sparkasse (German bank) is
still there and your curators Heinrich Winter and Peter Trippel are still well,
but Heinrich Sehnert died. The two men will get you your things as requested.
We
currently have two carpenters, Heinrich Bilich and Peter Geißler and there are
two more to be soon which are the carpenter’s son and Philipp Lück’s son. Heinrich Bilich died. Your
sister, Anna Margaretha, who was married in Kleinumstadt died, too and your
brother in Frankfurt did, as well. We know, that your sister Dorothea passed
away, too because your brother-in-law Leonhard Emig sent a letter to your
mother. Christoph Diehl and his wife and children are still fine.
Dear
brother-in-law and sister, you mother would have loved to give Höfling from
Pflaumheim something for you and your children but he was using this bad
expressions so he couldn’t be trusted.
Dear
brother-in-law and sister, everything is very expensive here. The houses are
rare and expensive. My house cost 950 guilder in acquisition. I had to renovate
the barn which cost 150 more guilder. Rental houses are hard to get and one
with stall and barn is 40 guilder. Two years ago the marital ghost came into
the girls so many girls got married out-of-place. Now it came into the boys,
too. Who doesn’t have a yard in Schaafheim can’t get married because he
couldn’t get a girl. Now a lot of boys get married in Odenwald since fields are
very expensive here. For 4 amounts of acres one pays 3000 guilder and for that
money you can have a good wedding in Odenwald. Lease good is also tremendously expensive. A […] costs 40 to 42 (?). A pair
of piglings costs 9 to 10 guilder. A cow in
calf costs 125 guilder, a fat pig can cost 18 kreutzer per pound in the city. A
calf which doesn’t even have to be heavy is 18 guilder. Wheat per Malter 180 pounds is 12 to 14 guilder. Barley per Malter 160
pounds is 7 zo 8 guilder. Potatoes per Malter 200 pounds
is 3,30 to 4 guilder […].
Dear
brother-in-law and sister, also I want to write you about how much has changed
in Schaafheim. The pavement is now done all around full of blue stones only the
[…] which are all square-shaped. The cottage house at the upper gate is gone
and the street to the upper gate double the width than it was. Also, a lot of
people built new houses. Your neighbor Georg Roth built a house by the street,
bought […] from the Jew. A lot of people bought other houses. The dyer Arnold
bought Heinrich Lange’s house. Heinrich Lange travelled/went to America.
Heinrich Lange has had a big store built to his house, so the dyer is now a
merchant and carpenter Peter Geißler is now dyer who bought Philipp
Perschbacher’s house and Philipp Perschbacher bought Peter Schäfer’s house.
Peter Schäfer twisted and then died. Also, we are crossed by railroads. One
railroad goes from Aschaffenburg via Babenhausen and Dieburg and Darmstadt and
from Aschaffenburg to Hanau and Frankfurt, from Frankfurt to Darmstadt. Now
they build one from Odenwald via Umstadt and Langstadt and Babenhausen and
Seligenstadt and Offenbach, from there to Frankfurt.
I don’t
know what else to write about. Anyway, I want to remark, in case my letter that
I wrote February 18th didn’t reach you, that Anna’s sister Katharina
got married to Walter Diehl, a son of Peter Diehl. He was a widower but she is
well-of there.
Thousands
of greetings from us all to you and your children, and thousands of greetings
to Katharina’s sister Anna.
Little
Peter shall stay healthy and give him thousands of regards.
I remain
your loyal godfather, brother-in-law and brother.
Ludwig
Hitschler
Schaafheim
1863